Wenn ich meinen künstlerischen Werdegang Revue passieren lasse, wird eine Konstante deutlich sichtbar: Ich fühle mich seit jeher der realistischen Malerei verpflichtet. Nach verschiedenen Phasen, die von Bleistift/Pastell-Kompositionen über surrealistisch anmutenden Collagezeichnungen zu ornamental strukturierten Aquarellgemälden führten, habe ich nun zu einer ganz bestimmten Technik gefunden.
Mit feinstem Pinselstrich trage ich die Ölfarbe in fast fotorealistischer Genauigkeit, allerdings farblich etwas verfremdet, auf die Leinwand auf. Zudem wird das Gemälde struktural oder auch ornamental verfremdet, sodass jeder Bildauschnitt für sich ein eigenes Bild ergibt. Nach dem Trocknen der Farbe überziehe ich den gesamten Farbauftrag, der zwar ein fertiges Bild aber dennoch erst die Grundierung darstellt, mit einer Firnis, bzw. zum Teil mit mehreren Firnissen, die farblich verschieden getönt sind.
Nachdem auch diese Schicht wieder trocken ist, male ich das ganze Bild nochmals mit leicht variierenden Farben. Dadurch ergibt sich eine atmosphärische Wirkung, die je nach Lichtintensität auch unterschiedlich ausfällt (ist natürlich nur anhand der Originale zu erleben).
Millionen von Menschen vergnügen sich Sonntag für Sonntag vor dem Fernseher. Beim Betrachten eines Spielfilms suchen sie Zerstreuung, Aufregung, die Bestätigung ihrer Geborgenheit. Woche für Woche, manchmal auch häufiger. Entspannung durch Spannung. Für viele ein Ritual. Allmählich jedoch, für kurze Zeit oder auch bis zum Ende des Films schleichen sich Momente der Unaufmerksamkeit ein, Ablenkungen, gar Langeweile. Die Macht der Gewohnheit, vielleicht.
Aber plötzlich, für einen winzigen Augenblick, ist es, als ob der Film stehen bliebe. Ein einziges Bild brennt sich in das Gehirn ein, bleibt haften, wird gespeichert. Und dieses Bild hat auf eine seltsam zauberhafte Weise nichts mit der Filmgeschichte zu tun. Aus diesem Bild wächst wie von sich aus eine neue, ganz andere Geschichte, eine ganz kurze nur, womöglich aber eine, die Erinnerungen und Erfahrungen vermengt, Gefühle weckt.
In der Vorstellungskraft von Millionen von Menschen können Millionen von neuen Geschichten entstehen, können Millionen von Fantasien das Ritual einer Gewohnheit durchbrechen.
Jedes gespeicherte Bild mit seinen verborgenen Geschichten kann indessen mit einem Bild aus einem andern Film verknüpft werden, was zwangsläufig wieder zahlreiche neue Geschichten hervorbringt. Es kann auch mit mehreren Bildern aus je ver-schiedenen Filmen zusammengebracht werden, und wieder ergibt sich eine neue Dynamik.
Im Projekt „Tension Lines“ werden vier Bilder aus vier Filmen (oder auch jeweils nur drei) zu einer Serie zusammengefügt, digital verändert und grafisch zu einer Einheit verschmolzen. Die vier Bilder könnten dergestalt aus einem einzigen, neuen Film stammen, vier Momentaufnahmen sein, die sich auf spielerische Weise für eine neue Geschichte zusammengefunden haben. Die Bilder sind einzeln und als Ensemble magisch, tiefgründig, faszinierend. Und jede Geschichte, die daraus entsteht, ebenfalls.